Während CBD und THC längst im Rampenlicht stehen, rückt ein weiteres Cannabinoid zunehmend in den Fokus der Forschung: CBG (Cannabigerol). Es wird oft als die „Mutter aller Cannabinoide“ bezeichnet, da es die chemische Vorstufe vieler anderer Wirkstoffe wie CBD, THC oder CBC ist.
In den letzten Jahren hat sich das wissenschaftliche Interesse an CBG stark intensiviert. Forschende weltweit untersuchen, wie CBG auf das Endocannabinoid-System wirkt, welche biologischen Prozesse es beeinflusst und welches therapeutische Potenzial sich daraus ergeben könnte. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass CBG entzündungshemmende, neuroprotektive und antibakterielle Eigenschaften besitzen könnte – und damit weit mehr als ein Nischenmolekül ist.
Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der CBG-Forschung, beleuchtet zentrale Studienergebnisse und zeigt, warum Cannabigerol als eines der spannendsten Cannabinoide der nächsten Jahre gilt.
Was ist CBG?
CBG ( Cannabigerol) ist eines der ursprünglichsten und wichtigsten Cannabinoide der Cannabispflanze. Es gilt als Ausgangsmolekül vieler bekannter Cannabinoide wie CBD, THC, CBC und CBN, weshalb es oft als „Mutter-Cannabinoid“ bezeichnet wird.
Seine chemische Grundlage bildet CBGA (Cannabigerolsäure) – die Vorstufe, aus der durch enzymatische Prozesse während des Pflanzenwachstums andere Cannabinoidsäuren gebildet werden. Je nachdem, welcher Enzymweg dominiert, entsteht aus CBGA schließlich THCA, CBDA oder CBCA. Nur ein kleiner Bruchteil bleibt als CBG erhalten, was CBG in vielen Pflanzen zu einem relativ seltenen Cannabinoid macht.
Anders als THC besitzt CBG keine psychoaktive Wirkung, beeinflusst jedoch verschiedene Rezeptoren im Körper und zeigt ein breites Spektrum biologischer Effekte. Dazu gehören entzündungshemmende, antibakterielle und neuroprotektive Eigenschaften, die CBG zunehmend in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Untersuchungen rücken.
CBG im menschlichen Körper
CBG entfaltet seine Wirkung über eine Vielzahl biologischer Mechanismen und interagiert dabei sowohl mit dem Endocannabinoid-System (ECS) als auch mit weiteren wichtigen Rezeptorsystemen. Studien zeigen, dass CBG sowohl an den CB1- als auch CB2-Rezeptoren bindet, wenn auch schwächer als THC oder CBD. Diese Interaktion beeinflusst grundlegende Prozesse wie Schmerzregulation, Entzündungsreaktionen und das zentrale Nervensystem.
Darüber hinaus zeigt CBG Aktivität an weiteren Rezeptoren, darunter:
Alpha-2-Adreno-Rezeptoren: beteiligt an der Schmerzverarbeitung und der Regulation des Blutdrucks,
5-HT1A-Serotoninrezeptoren: relevant für Stimmung, Angstregulation und neuronale Balance.
Diese vielfältigen Bindungspunkte erklären, warum CBG in der Forschung als potenziell stimmungsstabilisierend, neuroprotektiv und schmerzhemmend gilt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der sogenannte Entourage-Effekt: CBG kann die Wirkung anderer Cannabinoide wie CBD oder THC verstärken oder modulieren, indem es Synergieeffekte im Körper erzeugt. Dadurch könnte CBG in Kombination mit anderen Pflanzenstoffen ein besonders breites therapeutisches Potenzial bieten.
Überblick über die aktuelle Studienlage
Seit etwa 2018 erlebt CBG eine deutliche Zunahme wissenschaftlicher Aufmerksamkeit. Zahlreiche Arbeitsgruppen weltweit untersuchen das Cannabinoid in präklinischen Studien, also in Tiermodellen und Zellkulturen. Diese Forschung konzentriert sich insbesondere auf drei große Bereiche: Entzündungen, neuroprotektive Mechanismen und antibakterielle Eigenschaften.
Mehrere Studien deuten darauf hin, dass CBG entzündliche Prozesse hemmen, Nervenzellen vor oxidativem Stress schützen und sogar gegen multiresistente Bakterien wie MRSA aktiv sein könnte. Diese Ergebnisse haben das Interesse von Medizin und Pharmaindustrie weiter verstärkt.
Trotz vielversprechender Daten bleibt die Humanforschung jedoch begrenzt. Klinische Studien am Menschen stecken noch in den Anfängen, sodass Aussagen über Wirksamkeit, optimale Dosierung oder langfristige Sicherheit bisher nur eingeschränkt möglich sind. Die meisten Erkenntnisse stammen aus Tiermodellen, die nicht immer direkt auf den Menschen übertragbar sind.
Dennoch zeigt sich ein klarer Trend: CBG entwickelt sich zu einem der spannendsten Cannabinoide der modernen Forschung, insbesondere in den Bereichen Schmerz, Neurodegeneration und Infektionsmedizin.
CBG bei Entzündungen und Schmerzen
CBG zeigt in zahlreichen präklinischen Studien ein bemerkenswertes Potenzial im Bereich Entzündungshemmung und Schmerzreduktion. Besonders auffällig ist seine Fähigkeit, proinflammatorische Marker wie TNF-α, COX-2 oder IL-1β zu hemmen – Moleküle, die bei chronischen Entzündungsprozessen eine zentrale Rolle spielen.
Tiermodelle deuten darauf hin, dass CBG die Entzündungsreaktion im Darm, in Gelenken und im Nervensystem deutlich reduzieren kann. Deshalb betrachten Forschende CBG zunehmend als möglichen Ansatzpunkt zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie:
Colitis ulcerosa,
Morbus Crohn,
Arthritis und
entzündlichen Hauterkrankungen.
Darüber hinaus beeinflusst CBG Rezeptoren, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind. Besonders relevant ist die Interaktion mit TRPV1-Rezeptoren, die als „Schmerzschalter“ im Körper fungieren. Studien zeigen, dass CBG durch diese Bindung die Schmerzempfindlichkeit senken und eine analgetische (schmerzlindernde) Wirkung entfalten kann.
Diese Ergebnisse machen CBG zu einem der interessantesten Cannabinoide für die zukünftige Entwicklung pflanzlicher Schmerzmittel und entzündungshemmender Therapien.
CBG und das Nervensystem
CBG steht besonders im Fokus der neurologischen Forschung, da mehrere Studien neuroprotektive Effekte bestätigen. In präklinischen Modellen für Huntington-, Parkinson- und Alzheimer-Erkrankungen zeigte Cannabigerol die Fähigkeit, Nervenzellen vor Degeneration zu schützen und entzündliche Prozesse im Gehirn zu reduzieren.
Ein zentraler Mechanismus ist die Hemmung oxidativer Zellschäden, die eine zentrale Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen spielen. CBG unterstützt die Mitochondrienfunktion, fördert die Zellstabilität und reduziert schädliche freie Radikale, die Nervenzellen langfristig angreifen können.
Besonders interessant: In Kombination mit CBD entfaltet CBG verstärkte Effekte, da beide Cannabinoide unterschiedliche Rezeptorsysteme im Gehirn beeinflussen. Diese Synergie könnte im Rahmen des Entourage-Effekts neue therapeutische Wege eröffnen – sowohl für neurodegenerative Erkrankungen als auch für Stress- oder Angststörungen.
Auch wenn Humanstudien fehlen, weisen die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass CBG ein vielversprechender Kandidat für zukünftige Behandlungen im Bereich Nerven- und Gehirngesundheit ist.
CBG und antibakterielle Wirkung
Ein besonders vielversprechender Forschungszweig beschäftigt sich mit der antibakteriellen Wirkung von CBG. Mehrere Studien zeigen, dass Cannabigerol nicht nur gegen typische Bakterienstämme wirkt, sondern auch gegen antibiotikaresistente Keime wie MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) aktiv sein kann – eine der gefährlichsten Infektionsquellen weltweit.
CBG wirkt dabei über einen ungewöhnlichen Mechanismus: Es greift die bakterielle Zellmembran direkt an, destabilisiert sie und führt dazu, dass die Bakterien nicht überleben können. Dieser Ansatz unterscheidet sich von klassischen Antibiotika, die häufig Enzyme oder Proteinsynthese hemmen. Dadurch könnte CBG eine Möglichkeit bieten, Resistenzen zu umgehen.
Besonders spannend ist das Potenzial des Cannabinoids als Bestandteil zukünftiger Antibiotika-Kombinationstherapien. Erste präklinische Untersuchungen deuten darauf hin, dass CBG die Wirksamkeit bestimmter Antibiotika sogar verstärken kann.
Während klinische Studien noch ausstehen, gilt CBG bereits jetzt als Kandidat für innovative Behandlungsansätze gegen antibiotikaresistente Infektionen – ein Bereich, in dem dringend neue Lösungen benötigt werden.
CBG bei Augenerkrankungen
Auch im Bereich der Augenheilkunde rückt CBG zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Erste Studien zeigen, dass Cannabigerol eine drucksenkende Wirkung im Auge besitzen könnte – ein entscheidender Faktor bei der Behandlung von Glaukom (grüner Star), einer Erkrankung, die langfristig den Sehnerv schädigen kann.
CBG unterstützt darüber hinaus die Durchblutung im Augenbereich und könnte so die Versorgung der empfindlichen Netzhaut- und Sehnervzellen verbessern. Außerdem weisen präklinische Modelle darauf hin, dass CBG neuroprotektive Eigenschaften besitzt, die den Sehnerv vor oxidativem Stress und Zellschäden schützen.
Durch diese Kombination aus Druckregulierung, verbesserter Mikrozirkulation und möglichem Nervenschutz gilt CBG als interessanter Kandidat für zukünftige ophthalmologische Anwendungen. Zwar fehlen derzeit noch umfassende klinische Studien am Menschen, doch die bisherigen Erkenntnisse zeigen ein deutliches Potenzial für innovative Therapien bei degenerativen Augenerkrankungen.
CBG in der Praxis & Produkte
CBG hat längst den Schritt aus dem Labor in den Alltag geschafft und ist heute in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Besonders beliebt sind CBG-Öle, Kapseln und Vollspektrumextrakte, die neben CBG auch andere Cannabinoide und Terpene enthalten. Je nach gewünschtem Effekt können Anwender zwischen isoliertem CBG oder kombinierten Produkten wählen.
Studien und Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass wirksame Tagesdosierungen meist im Bereich von 10–50 mg CBG liegen. Diese Menge kann je nach Körpergewicht, Stoffwechsel und gewünschtem Einsatzgebiet variieren. Viele Anwender profitieren zudem von der Synergie zwischen CBG und CBD, da beide Cannabinoide sich gegenseitig verstärken und einen balancierten Entourage-Effekt erzeugen – ideal für Fokus, Entspannung und entzündungshemmende Anwendungen.
Damit eignet sich CBG sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Nutzer, die gezielt auf ein breiteres therapeutisches Spektrum setzen möchten.
Fazit
CBG hat sich in den letzten Jahren als vielseitiges, jedoch noch vergleichsweise unerforschtes Cannabinoid herauskristallisiert. Die Studienlage zeigt deutliche Hinweise auf ein breites therapeutisches Potenzial – insbesondere bei Entzündungen, Schmerzen, neurologischen Erkrankungen und bakteriellen Infektionen. Obwohl weitere Humanstudien notwendig sind, gilt CBG heute als einer der vielversprechendsten Forschungsbereiche innerhalb der Cannabinoidmedizin.
Fazit: CBG entwickelt sich rasant zu einem Schlüsselwirkstoff der modernen Cannabinoidforschung – mit beeindruckendem Zukunftspotenzial für Gesundheit und Therapie.
Häufige Fragen & Antworten zu CBG (Cannabigerol)
1. Was ist CBG genau?
CBG steht für Cannabigerol und ist das Ausgangsmolekül, aus dem viele andere Cannabinoide entstehen, darunter THC und CBD. Es wirkt nicht psychoaktiv.
2. Wofür wird CBG in Studien untersucht?
Hauptforschungsbereiche sind Entzündungen, Schmerzen, neurodegenerative Erkrankungen, Augendruck, und antibakterielle Wirkungen.
3. Ist CBG psychoaktiv?
Nein. Im Gegensatz zu THC wirkt CBG nicht berauschend und beeinflusst die Wahrnehmung nicht.
4. Wie wirkt CBG im Körper?
CBG interagiert mit CB1-, CB2-, 5-HT1A- und Alpha-2-Adreno-Rezeptoren. Dadurch kann es Stimmung, Schmerzen, Entzündungen und andere Funktionen beeinflussen.
5. Kann CBG bei Schmerzen helfen?
Studien zeigen, dass CBG entzündungshemmend wirkt und über TRPV1-Rezeptoren sogar schmerzstillende Effekte haben kann.
6. Ist CBG sicher?
Die bisherigen Daten sprechen für ein gutes Sicherheitsprofil. Es fehlen jedoch umfassende klinische Studien, um alle Risiken auszuschließen.
7. Welche Produkte enthalten CBG?
Typische Produkte sind CBG-Öle, Kapseln, Vollspektrumextrakte und CBD+CBG-Kombiprodukte.
8. Welche Dosierung wird empfohlen?
In Studien liegen typische Dosierungen zwischen 10 und 50 mg pro Tag, abhängig von der gewünschten Wirkung und der individuellen Toleranz.
9. Kann man CBG mit CBD kombinieren?
Ja, häufig wird sogar empfohlen, beide zu kombinieren. CBG und CBD erzeugen zusammen einen stärkeren Entourage-Effekt.
10. Ist CBG legal?
Ja, CBG ist legal, solange es aus EU-zertifiziertem Nutzhanf stammt und der THC-Gehalt gesetzlich unter der zulässigen Grenze liegt.